Stress über Afghanistan – Landsleute in Singapore

Geschrieben von Markus Müller
Chinesisches Neujahr in Singapur

In Miami sank über Nacht die Temperatur von achtundzwanzig auf zehn Grad. In Chicago hatten wir minus zwanzig. Anlass für ein Interview von Radio Munot. Hat mich zwanzig Franken unverschämter Swisscom Gebühren gekostet. Auch das Nord Atlantik Wetter war wie es sich gehört im Winter. Auf dem Rückflug brauchten wir sage und schreibe zwei Stunden weniger nachdem uns der Hinflug, dem Jetstream ausweichend, weit im Norden über Skandinavien und Grönland führte.

Zum Glück stand letzte Woche Singapore auf dem Flugplan. Da drohte kein Kälteeinbruch sondern schönstes Sommerwetter. Allerdings wurden wir vom Dispatcher (Flugplaner) auf anderes Ungemach hingewiesen. Um vier morgens werde unser Airway über Afghanistan geschlossen. Der Umweg koste eine Stunde Flugzeit und sechs Tonnen Kerosin mit Problemen für Start- und Landegewicht. Es galt alles daran setzen zur Zeit weg zu kommen. Das ist in Kloten nicht einfach, haben kurz vor elf Uhr nachts sechs  Langstrecken Jets die gleiche Absicht. Zudem müssen Anschlusspassagiere abgewartet werden die Verspätungspotential haben wegen dem Deutschen Anflugverbot von Norden. Es lief für einmal wie am Schnürchen und wir kamen als erste in die Luft, fünf Minuten zu früh. Überflug Kabul gerettet. Der Hongkong Flug startete zwei Minuten nach uns, gefolgt vom Bangkok. Bei den Hongkong Kollegen dauerte die Freude darüber allerdings nur kurz. Dann haben sie sich wohl gewünscht sie hätten Verspätung gehabt. Im Pulk flogen wir drei gegen Osten. Ankara Control übergab uns  einfachheitshalber in Globo: „Swiss 178, 138 and 180 change to Tbilisi Control“. Weiter gings mit Baku, Turkmenbashi und Ashgabat. Gerade hatten wir Turkmenabat aufgerufen als uns die Hongkong Kollegen auf der Notfrequenz 121.5, die wir immer auf dem dritten Funkgerät angewählt haben, baten auf one two three four five zu gehen. Wir nennen die 123.45 Schnorri Frequenz. Sie ist für Gespräche zwischen  Flugzeugen reserviert. Neben dem Austausch von aktuellem Wetter und Flugtechnischen Informationen tauschen vor allem Amerikanische Piloten ihre Familiengeschichten, Ferienerlebnisse, Lohngespräche und Ausgangstips aus. Darum gings aber den Kollegen diesmal nicht. Ihr Problem war, dass sie nur zwei Minuten hinter uns auf der gleichen Flugfläche keine Einflugbewilligung bekommen werden von Kabul. Ihre Anfrage ob wir auf 40000 Fuss steigen könnten mussten wir ablehnen. Viel zu schwer wie sie und alle anderen auch. Nun galt es den Abstand zwischen uns um acht Minuten zu vergrössern um die verlangte Separation beim Grenzpunkt Lemod zu gewährleisten. Widerwillig erhöhten wir die Geschwindigkeit auf maximal Mach 0.84 (84 Prozent Schallgeschwindigkeit). Der Treibstoffverbrauch stieg extrem an und der Navigationscomputer sagte voraus, dass wir  Singapore nicht erreichen würden. So schlimm war es natürlich nicht da wir nach erreichen des Abstandes wieder reduzieren konnten. Aber es kostete uns Nerven und der Firma Geld. Die LX138 senkte ihre Geschwindigkeit auf Green Dot Speed, die minimal fliegbare aerodynamische Geschwindigkeit. Es war aber offensichtlich dass es nicht reichen würde. Der Amerikaner der den Luftraum über Afghanistan an seiner Konsole in Texas kontrolliert kannte denn auch kein Pardon und liess die Kollegen an der Grenze einen Kreis fliegen um den geforderten Abstand zu gewährleisten. Fünf Tage später stiessen die Hongkong Kollegen  wieder zu uns über Bangladesch. Wieder zwei Minuten hinter uns aber diesmal tiefer. Richtung Westen ist das System intelligenter aufgebaut  und nicht „der Schnellere gewinnt“ sondern mit dem  BOBCAT Modell wird am Boden bereits verbindlich eine Zeit und Flughöhe zugeteilt wo man den Eintrittspunkt ROSIE zu Afghanistan ohne Toleranz überfliegen muss. Das Ganze wird zurück gerechnet und erst exakt bei dieser „wheel up time“ (Startzeit) bekommt man die Starterlaubnis.

Nicht Breakfast aber Dinner mit Elisabeth          

„Bräuchte dringend einen Morgen frei… zum zmörgele im Panpacific“, war einem Neujahrsmail angehängt. Beim Morgenessen im Crew Hotel erinnerte ich mich daran  und schrieb zurück: „Bin jetzt gerade beim zmörgele im Panpacific“. Nach ein paar Mails hin und her stand dann tatsächlich Elisabeth Vögeli in der Lobby. Natürlich war die im Juli für ein paar Jahre nach Singapore ausgewanderte Löhningerin begierig Neuigkeiten zu hören aus der Heimat und mich interessierte ihre Tätigkeit bei OMF. Overseas Missionary Fellowship wurde 1865 vom englischen Arzt Hudson Taylor in China gegründet. Sie zählt weltweit über tausendreihundert Mitarbeiter. Vögeli ist in der ausschliesslich in Ostasien tätigen Mission zuständig für die Ausbildung zukünftiger Mitarbeiter. Mit der U-Bahn schafften wir einen Teil der riesigen Stadt. Besonders lohnenswert ist im Moment China Town das wunderbar geschmückt ist mit riesigen Pferdesujets. Ende Monat beginnt das chinesische Neujahr, diesmal das Jahr des Pferdes. Das verspricht ein super Jahr zu werden für mich, liebe ich als Rösseler einerseits Pferde und liege andererseits mit meinem Jahrgang goldrichtig im chinesischen sechzig Jahr Zyklus der fünf Elemente mit zwölf Tieren kombiniert. Beim Nachtessen draussen am Singapore River haben wir dann so etwa alle Schaffhauser durchgenommen vom Dorfbewohner, Neuhauser Schulleiter, Regierungsräten bis zu den Hallauer Schulbehörde Kandidaten. Übrigens einer der wenigen Briefe der sie in Singapore bisher erreichte war eine Rechnung vom Kanton die sie mir wieder mitgab.   

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