Wo Schaffhausen drauf steht ist auch Schaffhausen drin

Geschrieben von Markus Müller
Drei IWC im Cockpit

Seit ihrer Gründung ist Swiss ihrem Gastrokonzept "Swiss Taste of Switzerland" treu geblieben und bringt den Fluggästen kulinarische Besonderheiten der Regionen näher. Zweiundvierzig Spitzenköche mit über sechshundertfünfzig Gault Millau Punkten kreierten bisher Gerichte für über den Wolken. Die Köstlichkeiten durchlaufen ein spezielles Programm bis sie auf zehntausend Meter serviert werden.

Luftdruck und Luftfeuchtigkeit wirken sich merkbar auf den Geschmack aus und es muss offenbar intensiver gewürzt werden. Zum zehnjährigen Jubiläum wurden ausgewählte Kreationen verschiedener Gastköche serviert. Kürzlich trafen im auf „Schaffhausen“ getauften Airbus HB-JMI gleich vier „Schaffhauser Spezialitäten“ aufeinander. Ein Balik - Lachstartar mit Wasabi Rahm und kleinen Balsamico - Zwiebeln aus der Küche von André Jäger Fischerzunft, der Weinstamm Cuvee 4 weiss Jahrgang 2011 von Mariann und Thomas Stamm aus Thayngen (natürlich nur für Passagiere), der Wilchinger Maitre de Cabin Wolfgang Parlett als Kabinenchef sowie der Schreibende als Kapitän. Die Highlights der Fischerzunft Menüs bei Swiss können  übrigens auch im Rahmen des Gourmet Festivals genossen werden, wo sie André Jäger unter dem Titel „ein Schaffhauser Gericht geht um die Welt“ nochmals aufleben lässt.
Wenn Swiss drauf steht ist aber nicht mehr immer nur Schweiz drin. Beim Kabinenpersonal etwa schreitet die Internationalisierung rasch weiter voran und im Cockpit rekrutieren sich die jungen Copiloten zunehmend aus Deutschland. Serviert werden aber natürlich vorwiegend Schweizer Produkte. Ausnahme sind Flüge ex USA. Dort müssen sämtliche Lebensmittel, auch ungeöffnete wie Suppenbeutel, Kaffeerahm, Pastmilch oder  Konserven die sich auf dem ankommenden Flugzeug befinden, weggeworfen werden. Es gibt dann halt retour zum Morgenessen anstelle von leckerem Toni Joghurt einen etwas künstlich schmeckenden amerikanischen Dannon. Dafür sorgt die aufgedruckte Faktentabelle für Klarheit, dass es unter anderem 380 mg Potassium (was ist das?) drin hat und 12 Gramm Zucker im nature Joghurt. Dass Früchte, Fleisch und Frischwaren weggeworfen werden müssen ist ja noch verständlich. Die USA sind nach Australien wohl am meisten darauf bedacht, keine Seuchen einzuschleppen. Hunde schnüffeln denn auch an den Gepäckstücken und es ist immer spannend zu sehen, natürlich nur wenn nicht selber betroffen, ob ein Apfel, ein Servelat oder ein Stück Schweizer Käse ausgepackt wird. Übrigens ist es auch innerhalb der USA verboten Früchte und Gemüse von gewissen Bundesstaaten in den anderen zu bringen. Man staunt nicht schlecht, wenn man in der Wüste von Arizona beim Überqueren der Grenze zu Kalifornien angehalten und nach dem Mitführen von Früchten gefragt wird und diese konsequent abgeben muss. Aber Konserven, Pastmilch und Suppenpulver! Da wiehert der Amtsschimmel doch etwas heftig und es tönt eher nach Schutz der einheimischen Industrie.

Entsprechend freut es uns, wenn wir im Ausland Produkte entdecken wo Schweiz oder gar Schaffhausen drin ist. Immer öfters trifft man im asiatischen Raum und in den USA exklusive IWC Läden an. Da kann man sicher sein, da ist Schaffhausen drin. Auch Knorr Aromat und Suppen sind in allen Gestellen in Südamerika, Fernost, Afrika  und USA zu finden. Ob sie den Minderschen Ansprüchen nach Swissness genügen bleibe dahin gestellt. Kürzlich habe ich in Miami in einem riesigen Shoppingcenter einen Lindt & Sprüngli Laden entdeckt. Schweizer Schokolade soweit das Auge reicht. Darunter sehr viele exotische die ich in der Schweiz noch nie gesehen habe. Eine mit dem bunten Aufdruck „ hello, my name is Strawberry Cheesecake“ hat mir besonders in die Augen gestochen. Schokolade mit Chessecake (Quarktorte) Füllung den ich so gerne habe und zum Gelächter meiner Kollegen problemlos auch zu einem Bier bestelle. Fotografieren verboten gestikulierte der Verkäufer, aber die Bilder inklusive von ihm sind schon längst im iPhone. Natürlich nehme ich ein paar Cheesecake Schokoladen nach Hause im guten Glauben damit punkten zu können. Lachend führte mich meine Tochter, in Miami dabei, nach der Rückkehr an die Gestelle im Beringer und Neunkircher Coop. Exakt die gleiche Schokolade mit dem gleichen bunten englischen Aufdruck und erst noch Aktionspreis. Nun lese ich auch das Kleingedruckte. Da steht Qualitätsgarantie und Vertrieb Lindt & Sprüngli. Und dann noch etwas kleiner: Fabriziert in Aachen Deutschland für Linth Schweiz. Soviel zur Swissness. Damit ist mir auch klar, warum diese Süssigkeit aus dem Hause Lindt tatsächlich und atypisch billiger ist in der Schweiz. Da greift halt wohl das sogenannte „Schoggigesetz“ gemäss dem Gatt / WTO-Abkommen nicht, welches den Eidgenossen erlauben würde, das Milchpulver für Exportschokolade auf den Weltmarktpreis hinunter zu subventionieren. Entgegen dem süssen Etikettenschwindel waren wir kürzlich drei Piloten und drei Schaffhauser Uhren im A340 Cockpit. Echte, keine Far East Fälschungen oder wie ein Kollege sagt, „IWC Edition BKK“ (Aviatik Kennung für Bangkok). Wenn Schaffhausen drauf steht ist eben Schaffhausen drin auch über den Wolken.  

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