Zweifarbig mit zwei Linien präsentiert sich das Weltbild beim überfliegen der Küstenlinie am Pfingstsamstag. Das bläuliche Mittelmeer geht, getrennt durch Menschen leere Strände, abrupt über in die gelbgraue ägyptische Wüste und diese wiederum, optisch verkürzt durch die Erdkrümmung, grenzt sich vom blauen Himmel ab. Stundenlang überfliegen wir die leblose, trockene und brutal heisse Landschaft die einzig im Grenzgebiet zum Sudan durch ein paar wenige kreisrunde Bewässerungen aus dem oberen Nil eine Abwechslung erfährt.
Das riesige Energie wirtschaftlich „noch“ völlig brach liegende Gebiet lädt förmlich ein zum einfangen der Sonnenenergie. Oder wäre es gar prädestiniert in seiner geologischen Stabilität und Lebens-Feindlichkeit für Endlager radioaktiver Abfälle der nördlichen Wohlstandsgesellschaft ? Südlich von Khartum färbt der blaue Nil die Landschaft grün und plötzlich sind sie da, die riesigen Gewittertürme die unsere Flughöhe von zwölftausend Meter deutlich überragen. Enorme Energie die wohl nie nutzbar sein wird. Mit viel Glück rutschen wir gerade noch rein in Nairobi und können trotz durch starke Gewitterregen ausgefallener Pistenbeleuchtung landen bevor der Flugplatz geschlossen wird. Nachdem die für eine Abhebe Geschwindigkeit von gegen dreihundert Stundenkilometer unbedingt notwendige Pistenbeleuchtung zu fünfzig Prozent wieder erstrahlt, verzögern Kommunikationsproblem der Bodenleitstellen Weiterflug und Feierabend in Dar es Salaam weiter. Im Hotel schliesslich erwarten uns wiederkehrende Stromausfälle mit der Folge, völlig problemlos für uns, etwas länger beim Bier sitzen bleiben zu müssen, da die Verrechnung eben dieser wohlverdienten innerlichen Abkühlung als ziemlich langer Prozess von Hand geschehen muss. Ein Vorgeschmack auf die Atomstrom lose Zukunft zu Hause ? Computer, Handy und Flachbildschirm gehören heute zum Standard in Afrika aber in der Stromversorgung hat sich wenig geändert und das Brummen von Kleingeneratoren prägt das Strassenbild. Wie haben wir damals gelacht in Togo, als unweit unseres Hotels eine neue Wohnsiedlung für höhere Regierungsangestellte und Wohlhabende aus dem Boden gestampft wurde mit modernsten Küchenmaschinen, Klimaanlagen und Strassenbeleuchtung. Die Überraschung bei der Inbetriebnahme forderte neben hämischen Artikeln ein paar Köpfe. Es fehlte nämlich die elektrische Zuleitung. So erschraken wir halt weiter auf dem unbeleuchtet gebliebenen Restaurant Parkplatz einer Schweizer Aussteigerin, wenn der VW Bus eines polizeilich gesuchten Ostschweizer Stammgastes, der mit seinem heimatlichen Startkapital zum afrikanischen Geschäftsmann mutiert war, sich bedrohlich schüttelte und der ausgewachsene Löwe sich brüllend zum Spaziergang mit Herrchen meldete.
Eigentlich wollte ich diesen Artikel in Afrika zu einem ganz anderen Thema schreiben. Ein Klettgauer hinderte mich aber mit seiner schriftstellerischen Energie daran. Unter dem romantischen Moskitonetz in Tansania habe ich den Krimi des Gächlinger Autors Hans Rudolf Graf zu lesen begonnen und konnte nicht mehr von ihm lassen bis ich im kühleren hoch gelegenen Nairobi „Hinterrücks“ auf Seite 244 angelangt definitiv zu klappte. Die Widmung des Schaffhauser Geologen, „viel Gift, viele Geheimnisse, viel Vergnügen“ traf ins Schwarze. Dass Geologen auch anders sein können und nicht nur trocken von Gesteinen schwärmen war mir natürlich bekannt aus den legendären Geologie Exkursionen mit Kantilehrer Hübscher vulgo „Lias“. Doch von der packenden geistigen Energie zurück zur ungezähmten Energie der Natur die unser Pfingst – Arbeits - Wochenende bestimmt hat. Bei der Retour-Flug Landung in Nairobi werden wir tüchtig geschüttelt durch die Randwirbel des vor uns gelandeten Fracht Jumbos. Dabei ist unsere A333 auch nicht gerade ein Leichtgewicht. Die Hiobsbotschaft, die Aschewolke des in Eritrea ausgebrochenen Vulkans Nabro treibe Richtung unserer Flugroute, beendete die einen ruhigen Heimflug erwartende Cockpit Beschaulichkeit rasch. Telefonate und neue Flugwege berechnen, eingeklemmt vom Vulkan im Osten und vom gesperrten Luftraum über Lybien im Westen. Ein Umweg mit eineinhalb Stunden mehr Flugzeit, Diskussionen am Funk ob die Überfluggenehmigung nun vorhanden sei im sonst nicht überflogenen Staat, die ersten vier Stunden auf halber Flughöhe den Ausläufer der Aschewolke unterfliegend ständig im aktiven Wetter im Zickzackflug um Gewitterwolken herum schütteln und zwanzig Tonnen mehr Kerosin zu verbrennen waren die Konsequenzen . Auf dem Hinflug schwärmte der junge Copilot noch er sitze im schönsten Büro der Welt. Rasch erlebte er auf seinem ersten Afrikaflug, wie hektisch, anspruchsvoll und intensiv es plötzlich werden kann in diesem Büro. Aber wir waren uns beide einig, es bleibt der schönste Beruf der Welt.