Swissair Crews hat man früher daran erkannt, dass sie zum bezahlen jeweils ihre durchsichtigen Plastiksäcklein mit der entsprechenden Landeswährung zückten. Ein Augenmerk war bei der Bestückung der Hausbank auf die Inflation zu legen. Extrem war Rio, wo in Tagesrationen gewechselt wurde um die rasende Geldentwertung zu kontern. Es kam vor, dass der Betrag für ein gutes Nachtessen am anderen Tag gerade noch ein Bier wert war und deshalb Verlängerung des Ausgangs die bessere Lösung war. Bei jedem Aufenthalt gab es entweder Banknoten mit zusätzlich aufgedruckten Nullen oder eine neue Währung. Seit Jahren ist Brasiliens Real nun stabil und an den Dollar gekoppelt aber auch deutlich teurer geworden. Kürzlich fanden wir einen alten Cruzeiro und haben nostalgisch errechnet, dass ein ganzer Lastwagen voll dieser Münzen monetär keinen Rappen wert wäre.
In Europa ist mit der Einführung des Euro das Leben aus dem Koffer einfacher geworden. Obwohl es auch interessante Seiten hatte. So hat uns etwa der Mechaniker in Warschau Pilze, russischen Kaviar oder Vodka verkauft gegen harte Schweizer Franken oder D-Mark. Den Kaviar deponierte er, da illegal, diskret im Cockpit. Mit dem Erlös kaufte er dann im Heimalturlaub Autoersatzteile und Pneus ein und schaffte diese auf seinen Flug-Kanälen nach Warschau wo er die begehrte Ware verkaufte gegen polnische Slotis. Diese löste er gegen Ware ein und diese ging wieder an uns gegen Franken, also quasi ein Perpetum Mobile mit sattem Gewinn in harter Währung. Tschernobyl stoppte dann mindestens den Pilzhandel abrupt. Ein Scheitern der Einheitswährung wäre heute, Plastikgeld sei Dank, für uns keine Katastrophe. Übrigens waren einige afrikanische Staaten Europa weit voraus. Sie haben schon lange die Einheitswährung CFA-Franc. Dieses immer noch Frankreich abhängige Überbleibsel der Kolonialzeit war an den französischen Franc gekoppelt, heute an den Euro. Dabei hat Frankreich nicht den europäischen Fehler gemacht, den beteiligten Staaten, die doch rund einen Viertel Afrikas ausmachen, politische und wirtschaftliche Vorschriften zu machen und die Chancen dass der CFA den Euro überlebt sind intakt. So konnten wir mit den gleichen zehntausender Noten von Kinshasa über den Kongo nach Brazzaville fliegen und später nach Abidjan oder Lomé, allerdings mit sehr unterschiedlicher Kaufkraft.
Das Mass aller Dinge ist der Bierpreis
Als ich mir als junger KTVer hie und da ein Chübeli genehmigte im Straussfederstübli oder Falken, kostete es 45 Rappen. Dieser Preis hat sich wohl verzehnfacht, aber wir denken uns nicht viel dabei. Anders im Ausland. Da ist der Bierpreis zum Indikator der aktuellen Lebenskosten geworden. Nach dem Flug ist es auf der Langstrecke üblich, auch wenn es morgens um sechs Uhr ist, zusammen ein Bier zu geniessen. In Sao Paulo darf es auch einmal ein Caipirinha sein. Der Preis gibt eine erste Ahnung was etwa an Kosten zu erwarten ist für den Kurzaufenthalt und wie inflationär das gerade Land ist. So folgte der Bierpreis in Brasilien früher der Tausenderreihe, seit ein paar Jahren kostet das Choppe (Stange) konstant drei bis vier Real, um die zwei Franken. Entsprechend stabil sind die Restaurantpreise. Der letzte Flug führte mich nach langem wieder nach Bangkok. Kurzer Biercheck, alles beim alten, Preise wie zum letzten Mal, spottbillig, der Bath am starken Franken leicht gesunken. In einem wunderschönen Restaurant über der Flusslandschaft, mit Blick in die Kinder reichen Stuben und aufs Fernsehprogramm der nachbarlichen Pfahlbauten, assen und tranken wir für einen Fünfliber, eher auf der teuren Seite. In den Vergnügungsstrassen, und davon hat es in Bangkok nicht wenige, wurde es etwas teurer, Singha Bier Faktor vier. Die Dichte der ATM Maschinen nimmt dafür massiv zu. Die drei Wunderbuchstaben für „immer Geld im Sack“ stehen für Automatic Teller Maschine, der weltweite Bancomat. Präsent im afrikanischen Dorf, in Läden, Hotels, Flugplätzen, Banken und zu hunderten in den Städten. Vorbei die Zeit der Reisechecks oder des Fränkli wechseln. ATM muss lediglich den Maestro Kleber haben, dann steht dem Schweizer sein Vermögen in Cash zur Verfügung. Kreditkarten gehen ebenfalls fast überall und Sackgeld erübrigt sich ganz mit der Folge, dass eine ganze Gaunersparte arbeitslos wird. Für Einheimische haben ATM und Kreditkarte Konsequenzen, nämlich nur grosse Noten oder gänzlich fehlendes Kleingeld für Trinkgeld. Das kann dazu verleiten dem Porter, Zimmermädchen oder Bettler ein Nötchen oder noch schlimmer einen Franken oder Dollar zuzustecken – oder gar nichts. Das ist für uns ja kein Betrag, höre ich oft von unseren weichherzigen Flugbegleiterinnen. Aber es kann verheerende Wirkung haben in Ländern wo ein Dollar ein Nachtessen wert ist oder einem Taglohn entspricht. Für eine Crew Koffern tragen kann dreizehn Dollar Erlös heissen, ein Wochensalär. Das hatte zur Folge, dass sich Lehrer und Ärzte in Hotels als Porter bewarben. Wir werden deshalb in unseren Flugunterlagen immer über die Höhe der landesüblichen Trinkgelder informiert. Aber ATM und Plastikgeld machen es hie und da schwierig oder verleiten zum selber tragen des Koffers, was total falsch ist.